Arbeitsgruppe Feuerökologie

Versuchsgelände Günterstal

Fichten Provenienz-Versuch

Die Fichte (Picea abies [L.] Karst.) ist eine der Hauptbaumarten sowohl des borealen Nadelwaldes als auch der montanen Nadelwälder auf dem eurasischen Kontinent. In einer Reihe europäischer Länder gehört sie zu den wichtigsten Baumarten der Forstwirtschaft. Aus diesem Grund ist sie seit mehr als hundert Jahren Gegenstand intensiver Forschungen. Betrachtet man das Areal der Fichte, so erscheint eine genetische Verbindung zwischen Populationen an den Arealrändern z. B. im Süden (Südfrankreich, Nordgriechenland) und im Norden (Nordskandinavien, Sibirien) als eher unwahrscheinlich.

Als Grund für diese Annahme sind nicht nur die großen Entfernungen zwischen solchen Populationen anzusehen, sondern auch der Umstand, dass diese nach der Eiszeit aus unterschiedlichen voneinander isolierten Refugien eingewandert sind. Bei der Erforschung genetisch verankerter Eigenschaften dieser Baumart war man hauptsächlich auf Provenienzversuche (d. h. vergleichende Anbauversuche) angewiesen, die im Grunde auf Beobachtungen des Phänotyps beruhen. Auf diese Weise konnten bei einer Reihe quantitativer Merkmale wie Höhenwachstum, Austriebszeitpunkt, Art der Verzweigung, Johannistriebbildung u. a. sowohl ein deutlicher Polymorphismus innerhalb der Populationen als auch eine erhebliche geographische und eine vertikale (mit der Höhe über NN zusammenhängende) Variation zwischen Populationen festgestellt werden. Der größte Versuch mit insgesamt 1100 Provenienzen aus allen Teilen des Fichtenareals wurde 1968 von Prof. Schmidt-Vogt auf Anregung des schwedischen Forstgenetikers Prof. Langlet im Rahmen der IUFRO (International Union of Forest Research Organizations) angelegt und seit 2005 von Prof. Goldammer weitergeführt (Laufzeit: voraussichtlich bis 2060).


Wachstumssimulation der Fichten in Feld F Mit diesem Versuch werden grundsätzlich zwei Ziele verfolgt: ein theoretisches (möglichst lückenlose Erfassung der morphologischen und der genetischen Variation der Baumart Fichte) und ein praktisches (das Auffinden der geeignetsten Provenienz für Bestandesbegründungen auf verschiedenen Standorten). Die im Versuchsgarten auf den Feldern F und G stehenden Fichten sind Teil dieses Versuchs. Obwohl sie unterschiedlich hoch sind, sind sie dennoch gleich alt.

Signifikante Unterschiede

Für das Wachstum gilt, dass an kurze Vegetationsperioden mit langen Tagen angepasste Fichten vom nördlichen Arealrand (Nordskandinavien, Sibirien) aber auch solche aus den Hochlagen Mitteleuropas langsam wachsen. Außerdem treiben sie im Frühjahr früh aus (Provenienzen Strömsnäs und Hatfjelldal). Fichten, die in klimatisch günstigeren Regionen des Fichtenareals beheimatet sind, wachsen schneller und sie treiben später aus. Ausgesprochen produktiv sind Provenienzen aus den unteren Lagen der rumänischen Karpaten (Provenienz Marginea) und aus manchen Teilen Polens (Provenienz Bukowiec). Die aufgeführten Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie stark sich Populationen einer Baumart untereinander unterscheiden können. Diese Unterschiede sind genetisch und nicht standörtlich bedingt. Da Bäume langlebig sind, müssen derartige Versuche langfristig beobachtet werden.

Der langfristige Erhalt des Provenienzversuchs ist insbesondere auch im Interesse der phylogenetischen Erforschung (= Rekonstruktion der Stammesgeschichte) der Fichten. Die Ruhr-Universität Bochum nutzt im Rahmen der phylogenetischen Erforschung der Nadelgehölze das Versuchsgelände Günterstal in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg auch in den kommenden Jahre sehr intensiv. Zusammen mit dem Arboretum Freiburg-Günterstal stellt das Versuchsgelände Freiburg eine weltweit einmalige Sammlung von Baumarten aus aller Welt dar, die von unschätzbarem Wert für die Forschung ist.


Extrem stark – und schwachwüchsige Fichten im Vergleich


Liste der Provenienzen – Verteilung auf dem Versuchsfeld F


Abtrieb des Versuchsbestands durch die Auflagen der Stadt Freiburg
(Stand: 20. Oktober 2010)

Die Stadt Freiburg verlangt im Jahr 2010 den Abtrieb des Versuchsbestands, um das Gelände an einen Investor zu verkaufen und dort Häuser bauen zu lassen. Dies ist im Flächennutzungsplan und in einem im Oktober 2010 offenausliegenden Bebauungsplan so vorgesehen. Hierzu gab es Schriftwechsel zwischen dem Betreuer desBestands und dem Oberbürgermeister der Stadt Freiburg:

Ende August / Anfang September 2011 wurden der Versuchsbestand und das Arboretum eingeschlagen.

Hierzu vier Presseberichte:

Das Ergebnis: Spekulation, Leerstand überteuerter Wohnungen und Bedauern

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