DFNK Projekt A2:Einleitung

Ansätze zur Waldbrandmodellierung in Kiefernbeständen

 Marco Hille


Beobachtungen

Zwar war das Brennmaterial nichtextrem trocken und auch die Waldbrandwarnstufe am 23.8.2001 war mit „2“ eherim normalen Bereich, doch eine solche Situation ist nach Auskunft derForstbeamten vor Ort die Ausgangslage für die meisten Waldbrände. Zudem solltenicht ein Vollfeuer sondern “nur” ein kräftiges Bodenfeuer entzündetwerden. Tabelle 2 gibt eine Überblick der direkt vor dem Brand gemessenenFeuchtegehalte und der Wetterparameter während des Brandes.

Tab.2.Übersicht über die Eingabewertein das Feuermodell BEHAVE. Die Brennmaterialmengen setzen sich zusammen ausReisig, Gras und der oberen Humusschicht (OL und OF).Zudem wichtige Parameter für die Versuchsbrände wie Feuchtigkeitsgehalte desBrennmaterials und die Wetterdaten (Lufttemperatur und -feuchte in Bodennähe,Windstärke (Min, Mittel, Max) in 35 cm Höhe).

Plot Brennmaterial
Gras + Reisig + 
Humus (OL und OF) Feuchtegehalt in %

Lufttemp.

Rel. Luft-
feuchte
Windstärke

  1-h 10-h 100-h Gras
(tot)
Gras
(grün)
1 10 100 °C % km/h I 3,49 5,09 1,23 28 100 9,7 12,8 13,0 28 44 3..6..10 II 3,85 4,24 6,13 29 42 5..8..12 II 6,94 4,85 16,08 25 47 4..7..11

Um 13:47 Uhr wurde die erste Fläche unter böigemund wechselhaften Wind an der Ost-Seite gezündet. Dabei garantierte eineFeuerlinie am Bestandesrand ein gleichmäßiges Durcheilen der Feuerfront durchdie Probefläche, insbesondere ein breiter Grasgürtel (Calamagrostis) an den stark besonnten Seiten wirkte sehr entzündungsförderndund verbrannte unter Flammenbildung bis zu 1,5m Länge.

Abb.3. Ausbreitungsgeschwindigkeit (V) und Flammenlänge der Feuerfront in den drei Probeflächen

Wie auch später bei den anderen Probeflächenzeigten sich sehr bald die Auswirkungen des inhomogen verteilten Brennmaterialsauf der Fläche. Zwar schritt die Feuerfront insgesamt zügig durch dieVersuchsfläche, treibender Faktor war der Wind; doch die Ausprägung des Feuerswar doch sehr unterschiedlich. Stellenweise, wo z.B. gehäuft Gras vorkam(Drahtschmiele und Reitgras im Bestand) oder trockene und noch benadelte Ästeam Boden lagen, kam es zu einer erheblichen Flammenlänge von bis zu 120 cm, ananderen Stellen, die nur eine geringe Auflage hatten, kam das Feuer zu stehenund erlosch sogar von selbst. Hinter der Feuerfront war der Boden mit einerfeinen, gräulichen Ascheschicht bedeckt, lokal kam es zu einem Nachbrennen vonstärkeren Ästen oder alten Stöcken. Das Feuer konsumierte sämtliche feinenBrennmaterialien, Gräser und die oberste Streuschicht und teilweise die stärkerenÄste.
Ein ähnliches Bild bot sich in Plot II, der anschließend gezündet wurde undeine vergleichbare Brennmaterialauflage hatte. Plot III hingegen unterschiedsich erheblich von den anderen beiden, vorher gebrannten Flächen. Zwar stockteein sehr ähnliches Stangenholz auf allen dreien, doch war der Unterwuchs vonPlot III durch dichtes Calamagrostis-Gras dominiert. Hinzu kamen erhebliche Reste eines Durchforstungseingriffes, derca. fünf Jahre vorher stattgefunden hatte. Diese Reste waren u.a.verantwortlich für den hohen Anteil an 100 und 1000 Stunden Brennmaterial(Tab.2). Sofort nach dem Entzünden entwickelte sich eine sehr intensive, sichschnell fortbewegende Feuerfront, die hauptsächlich durch trockene Gräsergetragen wurde. Die starke Hitze entzündete auch die Durchforstungsreste amBoden, die lang anhaltend nachbrannten.

Abb.4. Getragen von der trockenen Grasschicht und dem Feinreisig breitet sich die Feuerfront im Bestand aus. Richtungsbestimmender Faktor ist dabei der Wind.

Wie aus Abbildung 4 zu entnehmen ist, traten je nachPlot und Bodenbewuchs unterschiedliche Flammenlänge auf. Sie reichten von 20 cmbis hin zu 1,5 m in stark vergrasten Partien. Ähnliches gilt für dieAusbreitungsgeschwindigkeit. Unter gleichen Windbedingungen beschleunigte eineGrasschicht das Ausbreiten des Feuer erheblich. In allen Plots wurde beobachtet,dass die Grasschicht und die obere Humusschicht (OL)der Hauptträgerder Feuerfront ist und ein Fortschreiten wesentlich beschleunigt. Angemerkt sei,dass die hier vorgefundenen Mengen an Gras eher gering sind, in ähnlichenKiefernbestände wurden schon Werte bis zu 12 t/ha ermittelt (Millbacher 1992,in Bergmann 1993). Damit kommt dem beobachteten Problem der zunehmendenVergrasung vieler lichter Kiefernbestände eine noch höhere Brisanz zu.


Back

Print Friendly, PDF & Email
WP-Backgrounds Lite by InoPlugs Web Design and Juwelier Schönmann 1010 Wien