Pressemitteilung zu Waldbränden in den USA und anderen Regionen der Welt: Bilanz der Halbzeit 2000 (Freiburg / Bonn, 17. August 2000)

Global Fire Monitoring Center (GFMC) / Deutsches Komitee für Katastrophenvorsorge (DKKV)

Pressemitteilung zu Waldbränden
in den USA und anderen Regionen der Welt:
Bilanz der Halbzeit 2000

Freiburg / Bonn, 17. August 2000


Die ausgedehnten Waldbrände in den USA im Juli-August 2000 haben grosse Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit in den USA und in Deutschland erzeugt. Auf dem Höhepunkt der Waldbrandsaison der Nordhemisphäre veröffentlichte das “Global Fire Monitoring Center (GFMC)” eine Halbzeitbilanz. Das GFMC, eine Einrichtung des Max-Planck-Instituts für Chemie, das im Deutschen Komitee für Katastrophenvorsorge (DKKV) vertreten ist, überwacht seit seiner Etablierung im Jahr 1998 weltweit Wald- und andere Vegetationsbrände. Neben der Erstellung eines täglichen globalen Lagebildes aufgrund von Satellitendaten und Berichten internationaler Korrrespondenten vermittelt das GFMC auch Frühwarnung von Feuergefahr, Analysen von Feuerereignissen und Entscheidungshilfen für Anwender und Politiker (http://www.uni-freiburg.de/fireglobe/). Die vom GFMC veröffentlichten Statistiken zeigen auf, dass im Jahr 2000 in den meisten Ländern der Welt bislang weniger unkontrollierte Feuer verzeichnet wurden, als beispielsweise in den El-Niño-Jahren 1997-98. Kanada und die Russische Föderation liegen mit einer Waldbrandfläche von 0,5 bzw. 0,9 Millionen Hektar (ha) derzeit unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre, die mit durchschnittlich mehrerern Millionen ha zu Buche schlugen. Der Umfang der Waldbrände in den USA mit derzeit etwa 2 Mio. ha liegt momentan immer noch unter den Jahreswerten von beispielsweise 3 Mio. ha im Jahr 1988 oder 2,6 Mio. ha im Jahr 1996. Aufgrund der stark ausgeprägten Regenzeiten in den Tropenländern ist das Jahr 2000 durch vergleichsweise geringe Waldbrandaktivität gekennzeichnet.

Die Situation dieses Jahres in den USA erinnert an die ausgedehnte Trockenzeit im Jahr 1988, als vor allem im Gebiet des Yellowstone National Park ausgedehnte Flächen brannten, die erheblich zur Brandflächenbilanz des Jahres beitrugen. Während der vergangenen Wochen führte eine ausgedehnte Hochdruckwetterlage zu anhaltender Trockenheit in den westlichen Bundesstaaten der USA. Erhöhtes Auftreten von Trockengewittern führt dabei seit Wochen zu Waldbränden durch Blitzschlag. Während diese Feuer natürliche Vorgänge sind, die die Waldentwicklung seit Jahrtausenden prägen, werden sie heute in einer durch intensive Waldnutzung durch Naturliebhaber und durch Besiedlung geprägten Waldlandschaft zunehmend als Problem empfunden. Dies gilt vor allem für die Eigentümer von Häusern, die durch die Brände deswegen am Rand der Existenz stehen, weil sie nicht ausreichend versichert sind. Die vielen gleichzeitig und durch die Trockenheit besonders heftig brennenden Feuer veranlassen die Behörden, die Feuer unter Kontrolle zu halten.

Das gleichzeitige und bereits seit Wochen andauernde Auftreten der Blitzschlagfeuer stellt die US-amerikanischen Behörden vor Kapazitätsprobleme. Das saisonal als Waldbrandbekämpfer angestellte Personal, ergänzt durch reaktivierte Reservisten und Armeeangehörige und jetzt auch der Nationalgarde, hat trotz eines Grossaufgebotes die Situation noch nicht unter Kontrolle. Die Wettervorhersagen für die nächsten Wochen lassen den Schluss zu, dass die Feuersituation anhalten wird. In diesem Fall ist zu erwarten, dass die Flächenbilanz der Waldbrände die der vergangenen Jahre übertrifft und vielleicht einen Umfang wie in den 20er und 30er Jahre erreicht. Diese waren seinerzeit Anlass für ein über Jahrzehnte verfolgtes Programm systematischer Unterdrückung der Waldbrände. Die Konsequenz wiederum war ungebremster Anstieg von Brennmaterial, dessen Entzündung heute in sehr heftigen Kronenfeuern resultiert.

In Hinblick auf die weltweiten Feuerstatistiken weist das GFMC darauf hin, dass es in Nordamerika (USA und Kanada) jährlich auf 3 bis 7 Mio. ha brennt, in Russland 3 bis 12 Mio. ha, in den Regenwäldern Indonesiens und Brasiliens in einer vergleichbaren Größenordnung, wie in Russland. Weltweit brennen jährlich in allen Vegetationstypen, einschliesslich Savannen, Steppen und Grasländer, mehrere Hundert Millionen Hektar. Im Gegensatz zu den Wäldern der USA, die sich mittel- bis langfristig von den Feuerfolgen erholen werden, werden Tropenwälder irreversibel geschädigt. Die bei der Waldbrandbekämpfung in den USA beklagten Verletzten und Todesopfer werden in anderen Ländern erheblich übertroffen. So zeigen die Langzeitstatistiken aus China auf, dass zwischen 1950 und 1998 bei der Waldbrandbekämpfung jährlich 92 Menschen ums Leben kamen und 551 verletzt wurden.

Das GFMC wird Ende September anlässlich des Ersten Forums Katastrophenvorsorge in Freiburg eine neue Situationsanalyse vorlegen. Das GFMC wird durch das Auswärtige Amt als ein Beitrag der “International Strategy for Disaster Reduction” der Vereinten Nationen finanziert. Der “International Day for Disaster Reduction” (11. Oktober 2000) steht in diesem Jahr unter dem Motto “Katastrophen-Prävention: Erziehung und Jugend” und widmet sich dem Thema Waldbrände. Die internationale Kampagne der Öffentlichkeitsarbeit, die durch das GFMC mitgestaltet wird, wird im September bei den Vereinten Nationen in Genf vorgestellt werden.


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