Fliegender Supertanker im Löscheinsatz

 Fliegender Supertanker im Löscheinsatz

2 September 2009

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Bei den schweren Waldbrände in Kalifornien konnten die Einsatzkräfte in diesem Jahr erstmals auf ein einzigartiges Löschflugzeug zurückgreifen: Ein umgebauter Jumbojet, der bei jedem Einsatz fast achtmal soviel Flüssigkeit versprühen kann wie herkömmliche Maschinen. Der fliegende Supertanker soll künftig weltweit zum Einsatz kommen.

Der fliegende Supertanker soll künftig weltweit zum Einsatz kommen. Quelle: dpa
Der fliegende Supertanker soll künftig weltweit zum Einsatz kommen. Quelle: dpa

Vor sechs Wochen noch faszinierte sie Fachleute und Laien am Flughafen Frankfurt-Hahn: In niedriger Höhe überflog die Boeing 747 das Gelände und versprühte über den Wäldern der Umgebung tonnenweise Wasser. Der Jumbo-Jet des amerikanischen Unternehmens Evergreen International Aviation präsentierte auf einer Werbetour seine ungewöhnlichen Einsatzmöglichkeiten. Die verheerenden Waldbrände in Kalifornien bedeuten für das größte Löschflugzeug der Welt jetzt den Ernstfall. Im Dauereinsatz unterstützt der Supertanker die verzweifelten Bemühungen der vielen tausend Feuerwehrleute im Kampf gegen die Flammen.

Noch rechtzeitig bevor die alljährlich befürchteten Brände entstanden, hatte der US-Bundesstaat Kalifornien die Maschine gemietet und auf dem Flughafen Victorville stationiert. Der Wasserbomber gilt als das modernste, zielgenaueste und kapazitätsmäßig größte Brandbekämpfungsflugzeug der Welt. Mit einer Nutzlast von 77 600 Litern kann das Flugzeug nahezu achtmal soviel Löschflüssigkeit aufnehmen wie die sonst in Kalifornien üblichen Maschinen vom Typ P3.

Als besonderen Vorteil hebt die Betreiberfirma das Druckluft-Tankentleerungssystem hervor. Damit sei die Maschine in der Lage, die Abwürfe auch zu unterbrechen – der Supertanker kann bei einem einzigen Flug mehrere Brandherde bekämpfen.

Nachdem die umgebaute Boeing 747 bereits im vergangenen November ihre technische Zulassung der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA bekommen hatte, kam die vorläufige Spezialgenehmigung für den Löschbombereinsatz gerade rechtzeitig für die Waldbrandsaison 2009 und darüber hinaus. Die Konstrukteure betonen, dass der Supertanker die Möglichkeiten bei der Waldbrandbekämpfung erheblich verändern werde.

Die riesigen Tanks im Inneren der Maschine nehmen fast achtmal soviel Flüssigekit auf wie die Tanks herkömmlicher Löschflugzeuge. Quelle: dpa
Die riesigen Tanks im Inneren der Maschine nehmen fast achtmal soviel Flüssigekit auf wie die Tanks herkömmlicher Löschflugzeuge. Quelle: dpa

Über ihre Partnerfirma Air Charter Service (ACS) bietet Evergreen den Supertanker auch für Einsätze in Europa an. „Europa hat in den letzten Jahren eine Reihe schwerer Waldbrände erlebt, und der Supertanker ist daher eine wichtige Ergänzung des europäischen Brandbekämpfungsarsenals“, sagte ACS-Geschäftsführer Tony Bauckham, der von Anfang an die Entwicklung des Flugzeugs begleitet hat, bei der Vorstellung des Jumbos in Deutschland.

Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt das Zentrum für globale Feuerüberwachung in Freiburg (Global Fire Monitoring Center – GFMC) den Jumbo-Einsatz. Das GFMC arbeitet im Auftrag der UN an internationalen Strategien zur Reduzierung der katastrophalen Auswirkungen von Feuern auf allen Kontinenten. „Der Supertanker zeigt uns auf technischer Ebene, dass wir bei einer Größenordnung angekommen sind, die sich ein einzelnes Land zum Beispiel in Europa nicht leisten kann. Deshalb ist internationale Zusammenarbeit gefordert, um auch kosteneffizient arbeiten zu können“, sagte Alexander Held vom GFMC.

Der Einsatz des Jumbos hat seinen Preis: Nach einem Bericht des Fachmagazins „Flugrevue“ kostet die Nutzung des Supertankers zuzüglich Kerosin 29 500 Dollar pro Stunde (20 600 Euro). Pro Einsatztag müssten mindestens vier Stunden gebucht werden. In dem Vertrag habe Kalifornien pro Saison elf Einsatztage garantiert.

50 Mio. Dollar und 20 000 Arbeitsstunden für die Entwicklung hat Evergreen nach eigenen Angaben investiert. Die Maschine eignet sich nicht nur für Waldbrandbekämpfung. Mit dem Supertanker kann man nach Angaben des Unternehmens schnell auch auf viele Umwelt- und Sicherheitsgefahren reagieren. Das gelte zum Beispiel für den Abwurf von Bindemitteln gegen Ölverschmutzung von Meeren. Auch sei die Dekontaminierung großer Gebiete zum Beispiel bei radioaktiver, chemischer und bakteriologischer Verseuchung möglich.
 


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