Dieses Feuer wurde teuer!

Dieses Feuer wurde teuer!

04 March 2009

published by www.tz-online.de


Germany — Unten in Wallgau wären seine Silvester-Raketen ein paar von vielen gewesen, nicht weiter auffällig. Rene K. marschierte deshalb auf den 1160 Meter hohen Krepelschrofen, um etwa 300 Meter überm Isartal den Feuerwerkskörpern richtig Geltung zu verschaffen.

Das gelang dem 34-Jährigen anders als erwünscht: Seine Rakete zündete den knochentrockenen Bergwald an! Es war der teuerste Silvesterkracher seines Lebens, entschied Mittwoch das Verwaltungsgericht München!

Zum Jahresübergang 2006/07 war Rene K. mit Freunden auf den Berg gewandert. Starker Föhn hatte den Schnee in dieser Höhe weitgehend weggeschmolzen. Der Wald war derart trocken, dass das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen eine Waldbrand-Warnung ausgab. Diese schlugen die Amateur-Feuerwerker jedoch in den (Föhn-)Wind.

Gegen Mitternacht steckte Rene K. die erste Rakete auf einer freien Fläche in eine Flasche, entzündete sie. Das Geschoss stieg jedoch nur ein paar Meter hoch und zischte dann quer in ein Gebüsch und explodierte. Die Pulverladung entzündete sofort Gras und Gehölz. Alle Versuche, die Flammen zu ersticken, schlugen fehl. Der Verursacher rief selbst die Feuerwehr.

Neun Wehren aus der gesamten Umgebung rückten an. Das Problem: „Wir mussten mit Tankfahrzeugen einen Pendelverkehr bis zum Ende der Forststraße einrichten und dann noch eine drei Kilometer langer Förderleitung zum Brandort legen“, erklärte Josef Geschwendtner, der Feuerwehrkommandant von Mittenwald, der tz gestern am Rande des Prozesses. Man habe Schlauchleitungen und Motorpumpen ins unwegsame Gelände schleppen müssen.

Rund 250 Feuerwehrmänner schufteten in jener Nacht, bis endlich gegen drei Uhr Wasser aus den Spritzen kam. Gegen vier Uhr war das weithin sichtbare Feuer gelöscht. Rund 5000 Quadratmeter Bergwald hatten sich in Rauch aufgelöst.

Die Gemeinde Mittenwald stellte Rene K. eine saftige Rechnung: 12 849 Euro für den teuren Einsatz der Mittenwalder Wehr. Der Verursache habe nämlich grob fahrlässig gehandelt, so die Begründung. Insgesamt dürfte der Einsatz gut 80 000 Euro gekostet haben. Gegen die Rechnung aus Mittenwald klagte Rene K. „Er konnte mit der Fehlfunktion der Rakete nicht rechnen“, sagte sein Anwalt.

Das Gericht wies die Klage jedoch ab. Vorsitzender Richter Gerhard Wiens listete vier Punkte auf, die gegen den Kläger sprechen: Die Nähe zum Waldrand, die Trockenheit, der Föhnwind und die Tatsache, dass es oben am Berg kein Löschwasser gibt. „Als Einheimischer muss man das wissen“, betonte Wiens.

Völlig überrascht von dem Prozess war Johann Holler, der Feuerwehrkommandant von Wallgau. Seine Gemeinde hat den Einsatz nicht in Rechnung gestellt. Holler: „Wir wollten den Mann nicht in den finanziellen Ruin treiben.“


Print Friendly, PDF & Email
WP-Backgrounds Lite by InoPlugs Web Design and Juwelier Schönmann 1010 Wien