Mit Hilfe aller Verantwortlichen sollen Brände auf dem ehemaligen Schießplatz eingedämmt werden
Mit Hilfe aller Verantwortlichen sollen Brände auf dem ehemaligen Schießplatz eingedämmt werden
25 February 2009
published by www.maerkischeallgemeine.de
Jüterbog, Germany — Wenn die Sonne wieder etwas höher steht, schärft sich automatisch der wachsame Blick der Brandschützer auf das ehemalige militärische Übungsgelände bei Jüterbog. Schon im März kann eine Trockenheit herrschen, wie man sie eher in Südeuropa vermuten würde. Eine heikle Situation, wie der Jüterboger Ortswehrführer Lutz Selent erklärt: Die frische Vegetation ist noch nicht durch, und trockene Ginsterbüsche oder Heidekraut wirken dann wie Zunder.
Jüterbog ist ebenso wie Treuenbrietzen, Dahme, Baruth und Woltersdorf in die höchste Waldbrandgefahrenklasse der EU eingestuft. Eine Herausforderung, aber auch ein Risiko für die Feuerwehrleute, die ihren Dienst freiwillig verrichten. Denn Brände auf dem einstigen Schießplatz bedeuten eine besondere Gefahr wegen der alten Munition, die hier im Boden verrottet.
Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg hat als Haupteigentümerin der Flächen gemeinsam mit der Feuerwehr, den Ordnungsämtern der Kreise, der Forst, den unteren Naturschutzbehörden und den Besitzern angrenzender Waldflächen ein Waldbrandschutzkonzept entwickelt. Auf dem größten Teil der Fläche, der sogenannten Kernzone, soll sich die Wildnis ausbreiten. Bricht dort ein Brand aus, wird nicht gelöscht, sondern lediglich eine Ausbreitung verhindert.
Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz wird ein 30 bis 50 Meter breiter und insgesamt 20 Kilometer langer vegetationsfreier Streifen angelegt, erklärt Anika Niebrügge von der Stiftung. Dieser Streifen soll Brände nach außen hin abriegeln. Die ersten 5,4 Kilometer wurden 2008 fertiggestellt. Den größten Teil der Kosten übernahm die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg. 140 000 Euro hat allein die Entmunitionierung gekostet.
Zusätzlich zum Waldbrandschutzstreifen werden Wege angelegt oder wieder hergerichtet, damit die Feuerwehrfahrzeuge einigermaßen gefahrlos zum Einsatzort und zu den Löschteichen oder Zisternen gelangen. Das Wegenetz ist mit der Feuerwehr und dem Kreis abgestimmt, erklärt Revierförster Jens Bandelin. Im südlichen Bereich wird man noch in diesem Jahr fertig, der Wegebau im Norden, sozusagen an der Platzkante, ist geplant. Diese Schneisen haben eine Breite von fünf Metern und werden bis auf eine Höhe von ebenfalls fünf Metern freigeschlagen. Alte Hauptstrecken werden genutzt und gegebenenfalls ausgebessert.
Mit der Löschwasserversorgung im südwestlichen Bereich, dem Revier Keilberg, ist der Förster mittlerweile zufrieden. Vom stillgelegten Wasserwerk aus konnten zwei Zisternen befüllt werden, Fassungsvermögen 230 Kubikmeter. In diesem Jahr werden zwei weitere Wasserbehälter geräumt und befüllt. Zwei Teiche stehen ebenfalls im Ernstfall zur Verfügung.
Für das inzwischen verschlissene Tanklöschfahrzeug der Jüterboger Wehr soll noch in diesem Jahr ein neues angeschafft werden. Ein weiteres wird über das Förderprogramm für Stützpunktwehren im Jahr 2011 hinzukommen. Wird Alarm auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz ausgelöst, fahren mindestens drei Löschzüge zum Einsatz.
Unterstützung aus der Luft
Gerade für Großbrände auf dem Gelände, das stark mit Munition belastet ist, braucht die Feuerwehr Unterstützung aus der Luft. Den Kameraden, denen die Munition buchstäblich um die Ohren fliegt, ist jede Unterstützung recht. Wie im Juni 2008, beim letzten großen Feuer, als der Wind plötzlich drehte und eine bis zu 1000 Meter breite Flammenfront in Richtung Osten trieb. Der Kiefernhochwald blieb verschont, die Evakuierung von Klausdorf konnte verhindert werden. Gefahr für die Bevölkerung bestand nicht, es musste kein Katastrophenalarm ausgelöst werden.
Trotzdem half die Bundeswehr. Die Leitstelle und die Führungsgruppe beim Kreis, das zuständige Referat im Innenministerium, das Kreisverbindungskommando arbeiten in solchen Fällen Hand in Hand. Sehr gut sogar, wie der Amtsleiter für Ordnung, Brand- und Katstrophenschutz Günther Dübe mit Blick auf den letzten Großbrand einschätzt. Wir sind bestrebt, die Unterstützung aus der Luft so schnell wie möglich zu organisieren, erklärt der zuständige Sachgebietsleiter Hubert Grosenick.
Doch eben nur bei erwiesener Notwendigkeit, denn natürlicher Waldbrand, beispielsweise in der sogenannten Kernzone, ist ja durchaus erwünscht. Einem Feuerwehrmann das Löschen zu verbieten, sei schwierig, meint Kreisbrandmeister Gerd Heine. Aber die Leute seien geschult, der Wehrleiter trägt Sorge für die Kameraden, immer unter dem Motto: Eigenschutz geht vor.
Jüterbog hat eine hohe Verantwortung, sagt Gerd Heine. Die schwere Belastung können wir der Stadt nicht nehmen, aber wir können helfen, die Lage zu beherrschen. Die Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern von Jüterbog und Niedergörsdorf sei sehr gut.
Die Gemeinden sind in der Pflicht
Ausgehend von der Gefahren- und Risikoanalyse haben die Gemeinde die Schutzziele festgelegt, denn sie sind für den örtlichen Brandschutz verantwortlich, erläutert Hubert Grosenick. Das Engagement der Einzelnen, die Zusammenarbeit mit dem Land und der Bundeswehr, die Unterstützung durch die Forst und die Ausstattung der freiwilligen Feuerwehren mit zuverlässiger Technik sind Voraussetzung, um größere Schäden oder gar Katastrophen zu verhindern. Da gibt es immer Sachen, die man besser machen kann, sagt Günther Dübe. Deshalb bleibt es nicht bei einer Auswertung der großen Brände. Im März findet eine Zusammenkunft mit allen Verantwortlichen statt, um auf die Waldbrandsaison 2009 gut vorbereitet zu sein.