Die Böschungen in den Rebbergen müssen gepflegt werden

DieBöschungen in den Rebbergen müssen gepflegt werden

Am Kaiserstuhl gibt esetwa 800 Hektar Raine / Wissenschaftler entwickeln ein Leitbild / Einsatz vonFeuer ist eine Möglichkeit

22 February 2006

published by BadischeZeitung


Von UlrikeEhrlacher-Dörfler

VOGTSBURG / KAISERSTUHL. Fast 800Hektar Rebböschungen gibt es im Kaiserstuhl und viele sind äußerst pflegebedürftig.Damit sie nicht weiter zuwuchern und das Bild der Landschaft und den Weinbaubeeinträchtigen, wurde jetzt ein Leitbild für die zukünftige Entwicklung derKaiserstühler Rebböschungen erarbeitet.

Die Ergebnisse des zu 70 Prozent vom Land und zu 30 Prozent von den Kommunengetragenen, wissenschaftlich begleiteten Projekts, das auch eine Kartierung derBöschungen beinhaltet, liegen nun vor. Es ist landauf und landab das ersteseiner Art, andere Weinbaubereiche wollen nachziehen. In absehbarer Zeit sollenam Kaiserstuhl Informationsveranstaltungen für die Winzer stattfinden.Erarbeitet wurde das Konzept in den vergangenen vier Jahren vomLandschaftserhaltungsverband Emmendingen, der dafür eine Kooperation mit allenKaiserstuhlgemeinden eingegangen ist.

Wie Hans Page, Geschäftsführer des Verbands, erklärte, sei die Böschungspflegeim ganzen Kaiserstuhl nötig — sowohl in den 350 Hektar Altanlagen als auch inden 440 Hektar flurbereinigten Flächen. Bei knapp der Hälfte aller Böschungenmüsste gezielt gepflegt werden.


Die Pflege der Böschungen stellt die Gemeinden und Winzer am Kaiserstuhl vor große Probleme. Eine Möglichkeit, die jetzt teilweise wieder erlaubt ist, ist das kontrollierte Abflämmen. (FOTO: SYLVIA PABST)

Intensive Pflege mit dem Ziel, die Besonderheit und Eigenart der Landschaft zu unterstützen und zu fördern, koste Zeit und Geld. Mit dem lange erwarteten Leitfaden habe zwar jede Kommune eine Kartierung nach Böschungstyp, nach Vorkommen von problematischem Bewuchs (wie Goldrute, Brombeere oder Waldrebe) sowie nach heimischen (beispielsweise Walnuss, Kirsche oder Holunder) und standortfremden Gewächsen (wie Robinie oder Pappel) an der Hand, außerdem einen Plan, der geeignete Maßnahmen auflistet und die Dringlichkeit der Pflege einstuft. Aber das Konzept müsse auch umgesetzt werden können.

Ähnlich argumentiert Hanspeter Johner als Bereichsvorsitzender des Badischen Weinbauverbands am Kaiserstuhl: “Wir brauchen ein gezieltes Pflegemanagement, wenn wir die Attraktivität des Kaiserstuhls langfristig erhalten wollen.” Davon profitieren würden nicht nur Weinwirtschaft und Tourismus, sondern alle Menschen der Region.

Gabriel Schweizer, Bürgermeister vonVogtsburg, bemüht sich seit langem, gezielte Böschungspflege im großen Stilauf den Weg zu bringen. Schließlich sind auf der Gemarkung Vogtsburg mit rund400 Hektar die meisten Böschungen am Kaiserstuhl zu finden. Viele davon influrbereinigten Terrassen, in denen häufig — aufgrund der Größe der Böschungen— nur an den Rändern eine regelmäßige Pflege stattfindet.

Das seit Mitte der 70er-Jahre bestehende so genannte “Abflämmverbot” , dasplötzlich das bis dato gepflegte winter liche Abbrennen der Vegetationsdeckeunterband, habe noch dazu beigetragen, dass kaum mehr einfache und kostengünstigePflege möglich war, betont Schweizer. Anfang der 90er-Jahre begann man inVogtsburg nach Wegen zu suchen, dieses Verbot zumindest in Teilen umgehen zu könnenund erreichte schließlich in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut fürChemie in Freiburg ein dreijähriges Pilotprojekt.

Das Thema “Feuerökologie” auf Vogtsburger Probeflächen wurdewissenschaftlich untersucht mit dem Ergebnis, dass dies machbar und sinnvollsei. In Folgeprojekten wurde dann das Flämmen zunächst nur in Vogtsburg unddann am Kaiserstuhl in einem größeren Rahmen erlaubt. Viele Winzer wurdengeschult, damit sie Böschungspflege auf geeigneten Flächen auch mit Hilfe vonFeuer betreiben konnten. Von Anfang an sei es jedoch Ziel gewesen, so Schweizer,ein kaiser stuhlweites Pflegekonzept zu schaffen. Darin integriert werdensollten die Feuerökologie und die Vernetzung der Biotope.

Durch die jetzt vorliegende Studie sieht sich Schweizer einen Schritt weiter.Sie bestätige nicht nur wissenschaftlich fundiert die Bedeutung des “Abflämmens”, sondern ebne auch Wege, die Böschungspflege insgesamt effektiver und damitwirtschaftlicher für die Gemeinden zu bewerkstelligen. “Wir haben dickeBretter gebohrt” , so Schweizer, “aber es hat sich gelohnt.” Aktionstagemit Arbeitseinsätzen, an denen sich Winzer und Vereine (etwa Schwarzwaldverein)beteiligen könnten, schlagen sowohl Schweizer als auch Johner vor.


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