Waldbrände in Portugal

Waldbrände in Portugal

8June 2005

publishedby http://n-tv.de 


Wälder stehen in Flammen, ganze Landstriche sind in Rauchwolken gehüllt, unter Dorfbewohnern herrscht Panik. In Portugal stehen zwei Jahre nach dem größten Inferno in der Geschichte des Landes wieder größere Waldflächen in Brand. In den vergangenen Tagen brachen Dutzende von Feuersbrünsten aus. Am Mittwoch kämpften die Löschmannschaften noch gegen vier größere Waldbrände in den Gegenden von Viseu, Guarda und Aveiro im Zentrum des Landes. “Die Hölle der Waldbrände ist zurückgekehrt”, schrieb die Zeitung “Correio da Manhã”.

Die Portugiesen befürchten, dass die Katastrophe von 2003 sich wiederholen könnte. Damals waren fast zehn Prozent der gesamten Waldbestände des Landes niedergebrannt. Noch heute sind Tausende von Hektar mit verkohlten Bäumen übersät. In diesem Jahr herrscht fast in ganz Portugal eine extrem hohe Waldbrandgefahr. Das Land erlebt die schlimmste Dürre seit 300 Jahren. Eine ungewöhnliche Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 41 Grad -gemessen in der Stadt Santarém -erhöht zusätzlich die Feuergefahr.

Der verfrühte Einbruch der Sommerhitze überraschte auch die Politiker. Die im Februar abgewählte Regierung hatte erst für Juli Hubschrauber für die Feuerwehr gechartert. Die Folge: In ganz Portugal standen für den Kampf gegen die Waldbrände nur zwei Helikopter zur Verfügung. Einer davon fiel auch noch wegen einer Motorpanne aus. “Das Land brennt, und wir müssen die Feuer mit Wassereimern bekämpfen”, beklagte die Presse.

Bei Aveiro und Figueira da Foz an der Atlantikküste räumte die Feuerwehr mehrere Schulen und brachte aus einer von den Flammen bedrohten Textilfabrik 240 Arbeiter in Sicherheit. Von der Hitze und den Waldbränden war am stärksten das Zentrum des Landes betroffen. Dort sind in vielen Dörfern infolge der Dürre die Wasserhähne seit Monaten versiegt. Die Bewohner haben sich daran gewöhnt, dass ihnen die Feuerwehr täglich mit Tankwagen Wasser bringt.

In einigen Orten standen die Feuerwehrleute nun vor dem Dilemma: Sollten sie die Flammen in den Wäldern löschen oder den Dorfbewohnern Trinkwasser liefern? “Das Löschen geht vor”, sagte Feuerwehrchef Francisco Martins. “In diesen Orten müssen wir leider die Flammen mit Trinkwasser bekämpfen. Nähmen wir Brauchwasser, könnten die Tankwagen verseucht werden.”

Im benachbarten Spanien führen die Flüsse infolge der “Jahrhundertdürre” nur einen Bruchteil der sonst üblichen Mengen an Wasser. Portugal verlangte von Madrid eine Entschädigung von sechs Millionen Euro, weil der in Spanien entspringende Duero (in Portugal: Douro) nicht die vertraglich vereinbarte Wassermenge hat. Spanien verweigert die Zahlung und beruft sich auf eine Ausnahmeklausel.

In Frankreich gelten seit Mai an der Atlantikküste, in der Normandie und im Norden des Landes wegen ungenügender Regenfälle in 15 Départements Einschränkungen. Autowaschen ist untersagt, für Schwimmbäder gibt es kein Wasser, Grünflächen und Golfplätze dürfen nicht bewässert werden.


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