pforzheim

 

Weltweit unterwegs auf der Spur des Feuers

 

PforzheimerZeitung, 14.10.2003


Weltweit unterwegs auf der Spur des Feuers Sie bieten weltweit Hilfe beim richtigen Umgang mit dem Element Feuer. Nach den verheerenden Waldbränden in diesem Sommer fordern die Experten eine stärkere Prävention. „Es ist notwendig, dass in den vorbeugenden Brandschutz deutlich mehr Geld als bisher investiert wird“, sagt der Leiter der Einrichtung, Johann Goldammer. Gefordert sei vor allem die Europäische Union.

Nach Ansicht des Experten sollten in besonders gefährdeten Waldgebieten Brandbarrieren errichtet werden. „Das sind Flächen von 300 bis 400 Meter Breite, die landwirtschaftlich genutzt werden“, erklärt der 53-jährige Forstwissenschaftler. Durch die Schaffung solcher Flächen könne verhindert werden, dass sich ein Waldbrand unkontrolliert ausbreite. „Unser Ansatz ist ein sensiblerer als derjenige in den USA“, sagt Goldammer. In den USA konzentriere man sich hauptsächlich auf das Bekämpfen des Feuers, die Freiburger Feuerökologen legten hingegen viel Wert auf Prävention. Diese wird nach Goldammers Ansicht immer wichtiger: „Wir müssen aus den dramatischen Ereignissen des Sommers unsere Lehren ziehen.“

Vier Wissenschaftler umfasst die Freiburger Arbeitsgruppe Feuerökologie an der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg. Dort ist seit 1998 das „Global Fire Monitoring Center“ (GFMC) angesiedelt. Es wurde mit Mitteln der Katastrophenvorsorge des Auswärtigen Amtes mit einer Anschubfinanzierung ausgestattet und widmet sich dem Transfer von Wissenschaft in Anwendung und Politik. Die Arbeitsgruppe verfügt über Korrespondenten und Partner in mehr als 70 Ländern. „Feuer ist ein überaus faszinierendes Element“, sagt Goldammer. „Man könnte fast sagen, dass es süchtig macht.“

Da Deutschland kein klassisches Waldbrand-Land ist, haben sich die Freiburger Feuerökologen lange Zeit vor allem auf Lateinamerika oder Asien konzentriert. In den vergangenen Jahren wurden sie jedoch auch in Deutschland vermehrt tätig: In Waldgebieten der Lausitz südlich von Berlin wurden 2001 sowie in diesem Jahr unter wissenschaftlicher Beobachtung Waldparzellen abgebrannt, um das Ausbreiten des Feuers zu studieren. Das kontrollierte Abbrennen einzelner Fläche ist nach Angaben der Experten das beste Rezept gegen unkontrollierte Großfeuer. Die Gruppe arbeitet zwar mit den Vereinten Nationen zusammen, aber sie ist unabhängig. Einigen Staaten fällt es nach Goldammers Einschätzung daher leichter, die Experten aus dem Breisgau um Hilfe zu bitten als die Vereinten Nationen anzuschreiben: „Das käme für manch ein Land einem Gesichtsverlust gleich.“

Und so waren die Freiburger Feuerökologen bei Sumpfbränden in Vietnam ebenso im Einsatz wie bei Bränden in Burma, obwohl gegen das asiatische Land ein Embargo wegen Menschenrechtsverletzungen verhängt worden war. Für die Wissenschaftler war es dennoch keine Frage, dass sie dort helfen: „Die Bevölkerung und der Wald haben Vorrang vor politischen Entscheidungen.“ sagt Goldammer.


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