Wald abgebrannt und alle sind zufrieden

Germany: Wald abgebrannt und alle sind zufrieden

24 August  2001

Source: Lausitzer Rundschau, Cottbus, Germany
von Rolf Bartonek und Ralf Krüger


Bei Cottbus wurde gestern für die Wissenschaft Feuergelegt

Wissenschaftler brannten gestern bei Cottbus einen Wald an. In dichtem Rauch erörtern diese beiden Männer die Ausbreitung des Feuers. Sie gehören zum Team des Freiburger Feuerökologen Prof. Johann Georg Goldammer. Dieser war extra in die Lausitz gekommen, um Messdaten darüber zu gewinnen, wie sich unter hiesigen Bedingungen ein Waldbrand entwickelt.

Photo:  © Michael Helbig, Michael.Helbig@lausitz2000.de

Bei Cottbus wurde gestern für die Wissenschaft Feuergelegt
Nördlich von Cottbus sind gestern auf Laubag-Gelände rund zwei Hektar Waldabgebrannt. 15- bis 100-jährige Kiefern fielen den Flammen zum Opfer. Und dochschritt die Feuerwehr nicht ein. Denn der Brand war erwünscht.

Vielleicht war das gestern sogar der erste Waldbrand, dermehrfach verschoben wurde. Tagelang spielte das Wetter nicht mit: Erst regnetees, dann war die Restfeuchte zu hoch. Am Ende aber waren alle doch nochzufrieden. Vor allem Prof. Dr. Johann Georg Goldammer, ein internationalbekannter Feuerökologe und Chef der Außenstelle des Max-Planck-Instituts fürChemie an der Universität Freiburg. Er war der Chef beim Zündeln und eigens indie Lausitz gekommen, weil Brandenburg so etwas wie ein deutschesWaldbrandzentrum ist. Gut ein Drittel aller Waldbrände entstehen hier.

Modelle der Brandausbreitung
Das Dumme an den Bränden ist nur, dass sie gewöhnlich unkontrolliertentstehen und sich unkontrolliert ausbreiten. Die Wissenschaftler interessierensich aber dafür, unter welchen Umständen, bei welchen Baumbeständen undwelchem Bodenbewuchs, welchen Temperatur- und Windverhältnissen sich einWaldbrand in welcher Weise entwickelt. Es geht also darum, Modelle derBrandausbreitung zu erarbeiten, um davon ausgehend Brandschutz und Brandbekämpfungweiter verbessern zu können. Dazu muss ein Brand unter definierten Bedingungengelegt und sein Verlauf mit Messgeräten exakt dokumentiert werden. Goldammerund sein Team installierten zum Beispiel Wärmefühler im Boden und an Bäumen.Die Forscher filmten die Ausbreitung des Feuers, maßen Flammenlängenunderfassten gleichzeitig Wetterdaten wie Wind, Luftfeuchte und Temperatur.

Experiment gelungen: Der Wald auf dem Laubag-Gelände bei Cottbus brennt – zur Zufriedenheit von Prof. Johann Georg Goldammer (r.), der das Feuer im Namen der Wissenschaft legen ließ.

Photo:  © Michael Helbig, Michael.Helbig@lausitz2000.de

Bäume müssen Tagebau weichen
Die Wahl der Lausitz für den Brandtest hat natürlich auch den Grund, dass esnicht einfach ist, einen Wald zu finden, der für die Forschung abgefackeltwerden darf. Auf dem Laubag-Gelände bei Cottbus, am Ortsausgang von Merzdorf,ist das anders. Der Wald muss ohnehin dem Tagebau Cottbus Nord weichen. In etwaanderthalb Jahren steht hier der Bagger, begründete Dr. Karl Preußner, bei derLaubag Leiter Forstwirtschaft in der Abteilung Rekultivierung, die Entscheidungseines Unternehmens, die Waldfläche für den Brandtest zur Verfügung zustellen.

Auch Preußner hält den Versuch für wichtig, weil nochnie richtig gemessen worden sei, wie ein Waldbrand wirklich abläuft. Bishergebe es nur Erfahrungswerte, aber keine verlässlichen Daten. Abgebrannt wurdenvier Flächen mit unterschiedlich altem Baumbestand, hauptsächlich Kiefern. AlsBodenbewuchs dominierte, wie in der Region üblich, Gras. Aber auchHeidepflanzen, Nadeln und Zweige bedeckten den Boden. So loderten die Flammen ineinem typischen Lausitzer Forst auf typischem Lausitzer Grund.

© Lausitzer Rundschau


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