Vorbeugen durch Abfackeln

Vorbeugen durch Abfackeln

24 Juli 2008

published by www.fr-online.de


Heißer Wind aus Nordafrika sorgt derzeit in Südeuropa für Hitze bis zu 40 Grad – und nährt erneut die Angst vor verheerenden Waldbränden wie in den vergangenen Jahren. In Portugal brachen binnen 24 Stunden bis zum Mittwochnachmittag bereits etwa 100 Waldbrände aus.

Doch während die portugiesische Feuerwehr sofort ausrückte und die Brände rasch löschen konnte, war von den Firefighters in Kalifornien bei den – inzwischen abklingenden – Waldbränden der letzten Tage oft nichts zu sehen. Denn die Brandschützer halten sich bei Buschbränden bewusst zurück – mit guten Gründen, erklärt Johann Goldammer vom Global Fire Monitoring Center (GFMC) im badischen Freiburg. “Viele Vegetationsformen vertragen Bodenbrände gut, die alle zehn oder 20 Jahre durch das Buschland oder den Wald fegen”, erklärt der Forscher, der von Deutschland aus die Vorbereitung auf Waldbrandbekämpfung in aller Welt koordiniert.

Zu viel Brennbares am Boden

Entzündet ein Blitz dort den Waldboden, brennen tote Äste und Zweige aus den letzten Jahren und vertrocknete Kräuter einfach ab, später löscht der nächste Regenschauer die Flammen wieder.

Fehlen diese regelmäßigen Feuer, sammelt sich am Waldboden immer mehr brennbares Material. Kommt es dann nach 80 oder 100 Jahren doch zu einem Feuer, findet der Waldbrand viel mehr Nahrung. Das Inferno, das dann entsteht, kann die gesamte Vegetation vernichten. Also lässt man die regelmäßigen Feuer brennen, wenn sie keine Menschenleben oder Häuser bedrohen. Der Wald ist von Natur aus gewappnet. So haben Bäume in Regionen mit häufigen Bränden eine dickere Borke, die das Innere schützt. Kräuter brennen zwar oft bis zum Boden ab, treiben aber nach dem Feuer aus den unterirdischen Teilen wieder nach, denen ein kleineres Buschfeuer wenig anhaben kann.

Die Waldbrände gelten als Grund dafür, dass Kalifornien energischer gegen den Klimawandel vorgeht als die US-Regierung: Allein in den vergangenen Jahren hat sich die jährliche Feuersaison um 20 Tage verlängert, erklärt Goldammer. Im Auftrag der Vereinten Nationen koordiniert er daher auch als Vertreter des von ihm 1998 gegründeten GFMC die Wildlife Fire Advisory Group – einen Zusammenschluss verschiedener Buschfeuer-Experten.

Die Gruppe weist zum einen darauf hin, dass parallel zur Zahl der Buschfeuer auch die bedrohten Werte wachsen: Wer Geld hat, kauft sich eine Ranch im Sonnenstaat Kalifornien und baut sie teuer aus, neue Firmen schießen im Hinterland aus dem Boden. “Die Feuer werden immer gefährlicher, die Menschheit wird zunehmend anfälliger für die Flammen”, sagt Goldammer. Doch während Länder wie Kalifornien darauf vorbereitet sein mögen, fehle in anderen Weltregionen wie Afrika oft die Erfahrung beim Bekämpfen von Buschbränden und das Geld, um sich auf diese Gefahr vorzubereiten. Auch das wolle die UN mit dem GFMC-Projekt von Deutschland aus verbessern.


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