Feuerökologe sagt Großbränden den Kampf an
Hotline zum Feuer
Ein Freiburger Professor hat Großbränden Kampf angesagt
30 September 2001
Source: Der Sonntag, Germany
von Oliver Häussler>
Seit 1973 erforscht und bekämpft der Freiburger Professor Johann GeorgGoldammer Waldgroßbrände. Von Freiburg aus gibt er Ratschläge in alle von den Katastrophen betroffenen Ländern.Wir hatten das Wissen über die Brandursachen und die geeignetenMittel darauf zu reagieren. Aber wir konnten sie nicht an den Mann bringen, beschreibt Johann Georg Goldammer die Situation während den weltweitverheerenden Waldbränden in den Jahren 1997 und 98. Nach einem Hilferuf aus Indonesien hat der Freiburger Forstwissenschaftler das Global FireMonitoring Center in Freiburg gegründet: Für die schnelle Hilfe nach solchen Anfragen.Die weltweiten Großbrände vor wenigen Jahren waren eine Katastrophe für dieBevölkerung und eine Umweltzerstörung ersten Ranges. Weder die betroffenen Länder noch dieVölkergemeinschaft, die damals helfen wollte, konnte die Lageeinschätzen und angemessen reagieren, urteilt Johann Georg Goldammer, Leiter der Arbeitsgruppe Feuerökologie. Die Arbeitsgruppe ist eine
Außenstelle des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie mit Sitz in Freiburg. Unter dem Eindruck der El Niño-Katastrophe leistete Deutschlanddie Anschubfinanzierung für das Global Fire Monitoring Center (GFMC): fürein Zentrum zur globalen Überwachung von Bränden in Wäldern und anderen Vegetation.Brand-Infos perInternet. Das GFMC ist der Arbeitsgruppe Feuerökologie angegliedert und bietet einweltweit einmaliges Portal: Hier können sich Nutzer kostenlos per Internet über jeden einzelnen Brand auf der Erde informieren. Ebenso gibt das ZentrumFrühwarnungen zur Feuergefahr auf globaler, nationaler und regionale Ebene heraus. Wir müssen schon einmal eine Nachtschicht einlegen, wenn es amanderen Ende der Welt brennt, sagt Johann Georg Goldammer. Im Auftrag der Vereinten Nationen betreuen die Freiburger Feuerexperten eine Hotline: AufAnfrage schätzen sie weltweit die Lage von Bränden ein und beraten Regierungen, welche Maßnahmen sinnvoll zur Feuerbekämpfungsind.
Pflegefeuer am Kaiserstuhl.
Seit 1973 erforschte Johann Georg Goldammer als Feuerökologe die Entstehung und das Verhalten von Vegetationsbränden. Daher hat das GFMC seinen Sitz inFreiburg: Die Professur für Feuerökologie ist an die Person des Feuerforschers geknüpft. 1979 gründete er die Arbeitsgruppe Feuerökologie,die Anfang der 90er Jahre an das Max-Planck-Institut für Chemie überging. Die Arbeitsgruppe ist aber unverändert an der ForstwissenschaftlichenFakultät der Universität Freiburg angesiedelt. Das GFMC als weltweit abrufbares Beobachtungs- und Überwachungssystem fürBrandbekämpfung setzt praktisch um, was die Arbeitsgruppe Feuerökologie und andere Einrichtungen erforscht haben: Das Wissen zur Entstehung und Verlaufvon Bränden sowie Techniken, wie diese Brände bekämpft und verhütet werden können. Feuer legen gehört zur Arbeit der Feuerökologen: Brände sind für sieoft das einzige Mittel, um Landschaften offen zu halten. Vergangenen Winter veranschaulichten die Feuerforscher am Kaiserstuhl wie mit kontrolliertenPflegefeuern Landschaftspflege betrieben werden kann: Teile der steilen Böschungen wurden abgebrannt, um den Busch- und Baumbewuchs einzudämmen.Vor einem Monat reiste Goldammer mit seinem Team nach Sylt: Dort wollen siemit dem Streichholz die Heidelandschaft verjüngen. Zusammen mit der Naturschutzbehörde wurde das Programm vorbereitet.Das größte Sorgenkind von Goldammer ist momentandie dauerhafte Finanzierung der GFMC. Traditionelle Geldtöpfe sind für eine solche Einrichtung nichtvorhanden, sagt er. Für Projekte wie der Runde Tisch zum Feuermanagement in Indonesien gebe es Geld. Aber täglich weltweit den Nutzern kostenlosInformationen über Waldbrände zur Verfügung zu stellen, dafür gebe es keine Zuschüsse, ebensowenig wie für wissenschaftlich-technische Beratung, Feuer-und Rauchschäden reduziert werden können. Daher hofft Goldammer auf Sponsoren aus der Wirtschaft:
Sonst wäre das Global Fire Monitoring Center selbst nur ein Strohfeuer gewesen.
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