Feuerökologen auf Sylt

Germany: Berühmter Feuer-Ökologe auf Sylt
Heide-Brand für die Forschung

8 September  2001

Source: Sylter Rundschau, Germany
von Frank Zarp  <Frank.Zarp@shz.de>


Auf der Insel Sylt konzentriert sich fast die Hälfte der selten gewordenen Geestheide Schleswig-Holsteins. Die Naturschutzgemeinschaft Sylt ist seit Jahren in der Betreuung der Heideflächen engagiert. Überalterte Heidevegetation gilt als erhaltenswürdig, nicht nur vom Standpunkt des Naturschutzes aus, sondern auch wegen der Erholungsfunktion. Nach Jahren vergeblicher Anträge auf ein kontrolliertes Abbrennen der Heide zur Landschaftspflege, steht einem Feuereinsatz auf Probe heute nun nur noch die Wetterlage im Wege.
Der Naturschutzbehörde des Kreises Nordfriesland ist es gelungen, den in Fachkreisen hochgeschätzten Feuer-Ökologen Prof. Dr. Johann Georg Goldammer vom Max-Planck-Institut für Chemie in Freiburg für einen vom Umweltministerium wohlwollend begleiteten Versuch auf Sylt zu gewinnen. Eigentlich soll heute am frühen Nachmittag ein etwa 1 000 m2 großes Heidestück am süd-östlichen Rand des ehemaligen Braderuper Wäldchens unter Aufsicht der Feuerwehren aus Wenningstedt und Kampen entzündet werden.
Gestern Abend erreichte Prof. Dr. Goldammer mit seinem Mitarbeiter Alex Held samt technischem Equipment die Insel. In Empfang genommen wurden die Zwei vom Geschäftsführer der Naturschutzgemeinschaft Sylt, Werner Mansen. Doch Goldammers skeptischer Blick zum Himmel verriet Zweifel am Gelingen des Vorhabens: *Es hat hier scheinbar viel geregnet. Nur wenn es trocken bleiben sollte in der Nacht und gleichzeitig viel Wind aufkommen würde, könnte man einen kleinen Versuch wagen. Ansonsten werden wir uns mit allen Beteiligten besprechen, uns das Gebiet genau ansehen und einige Proben mitnehmen”, sagte der Feuerökologe kurz nach seiner Ankunft gestern Abend. Immerhin: Sollte das Wetter widererwartend doch mitspielen, hätten die Experten alles Notwendige dabei. Zum Aufbau einer Datenbank würden bei einem Abbrennen neben der Temperatur unter anderem auch die Emissionen gemessen werden.
Feuerökologie zur Heideverjüngung? Die Anwendung von Feuer scheint sinnvoll, wenn bestimmte Pflanzengesellschaften, wie z. B. Heideflächen, die durch Eingriffe des Menschen entstanden sind, erhalten oder wiederhergestellt werden sollen. Es hat sich gezeigt, dass sich nach Heidebränden auf Truppenübungsplätzen in Nordwestdeutschland feststellen ließ, dass sich ein hoher Samenvorrat auf frisch gebrannten Flächen befindet, der eine schnelle Wiederbesiedlung gewährleistet. Dies gilt vor allem für die Besenheide (Calluna vulgaris), weil Temperaturstress vor allem die Keimung der Samen, die bis zu 200 Grad verkraften, fördert. Der kurz nach dem Brand ansteigende Nährstoffvorrat steigert die Vitalität der Heide. Sie keimt rasch nach dem Feuer, wächst schnell heran, entwickelt eine ausprägende Blüte und ergibt so wegen des höheren Nährstoffgehaltes eine wertvolle Nahrung für Vögel und Säugetiere.

Hoffen auf den Abbrennversuch zu Forschungszwecken: Prof. Goldammer (M.), sein Mitarbeiter Alex Held (l.), Werner Mansen

© Sylter Rundschau


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