100 Mann kämpften gegen Waldbrand

100 Mann kämpften gegen Waldbrand

3 November 2009

published by www.jungfrauzeitung.ch


Switzerland — Am Samstag kam es zu einem Grosseinsatz der Feuerwehren von Stechelberg, Mürren-Gimmelwald und Lauterbrunnen. Sie bekämpften übungshalber einen grösseren Waldbrand im Hinteren Lauterbrunnental – in äusserst schwierigem Gelände.

Für die wenigen Wanderer, die sich am Samstagnachmittag zu einem Herbstspaziergang in das Hintere Lauterbrunnental begeben hatten, musste es ein beunruhigender Augenblick gewesen sein: Im Gebiet Trachsellauenen surrten Helikopter in der Luft, es wimmelte nur so von Feuerwehrleuten und Samaritern und aus dem steilen Wald oberhalb des Berggasthauses Trachsellauenen stieg Rauch auf. Kurz nach 13.00 Uhr war bei der Feuerwehr Stechelberg ein Feueralarm eingegangen. Im Waschhaus des Gasthauses hatte eine überhitzte Notstromgruppe einen Brand entfacht, ein Dieseltank war in Flammen aufgegangen. Der sofort angerückten Feuerwehr Stechelberg gelang es nicht, das Nebengebäude zu retten. Aber viel schlimmer noch: Das Feuer breitete sich im Eiltempo in dem Wald aus, der gleich hinter dem Waschhaus in die Höhe steigt. Eine äusserst gefährliche Situation, umso mehr noch, als dass es bereits seit Wochen nicht mehr geregnet hatte und auch an diesem Tag wieder ein starker Föhn blies. Die Feuerwehr Stechelberg reagierte rasch und alarmierte zusätzlich die Feuerwehren von Mürren-Gimmelwald und Lauterbrunnen. Zudem bot sie Samariter und Helikopter der Air-Glaciers zur Unterstützung auf.

Gefährliches Gelände

Ein interessantes Szenario, das sich eine Gruppe um den Stechelberger Karl Feuz, Oberkommandant der Gemeinde Lauterbrunnen, für eine gemeinsame Übung der drei Feuerwehren ausgedacht hatte. Und obwohl ein Ernstfall dieser Art seit längerem nicht mehr eingetreten ist, ist er nicht ganz unwahrscheinlich. Nicht wenige Gebäude, vor allem landwirtschaftlicher Art, befinden sich abgelegen in unwegsamem Gelände, fernab von Hydranten. Mit dem Gelände hatten die Feuerwehrleute denn auch zu kämpfen. Die Löscharbeiten in dem äusserst steilen Wald, zum Teil auf moosbedeckten Felsen gewachsen, erwiesen sich als körperlich und technisch sehr anspruchsvoll. Die Feuerwehrleute mussten in ihrer schweren Uniform und mit Schlauch beladen hochkraxeln und sich zum Teil auch mit Seil und Karabiner sichern, um überhaupt löschen zu können. Das gefährliche Gelände forderte seinen Tribut: Ein Feuerwehrmann stürzte bei dem Einsatz und brach sich das Bein – natürlich war diese Verletzung nur gespielt. Drei weitere Personen, die sich auf dem Gelände befunden hatten, konnte die Feuerwehr verletzt bergen und den Lauterbrunner Sanitätern übergeben, die sie anschliessend betreuten.

Wasser über 600 Meter hoch gepumpt

Auch Wasser ist in diesen Lagen nicht einfach so verfügbar. Mit zwei Transportleitungen, die eine davon rund 600 Meter lang, pumpten die Feuerwehren Wasser aus der Lütschine ab. Um zu verhindern, dass sich der Brand noch weiter ausbreiten konnte – laut dem Szenario brannte es mittlerweile auf einer Fläche von rund zehn Hektaren – flogen die Air-Glaciers mit dem Helikopter Feuerwehrleute und Motorspritzen auch in die höheren Lagen. Die meisten Gerätschaften seien extra mit Transportvorrichtungen für den Helikopter versehen, erklärte Feuerwehrmann Ralph Good aus Stechelberg. Bis die 600 Meter lange Leitung in den oberen Bereich des Waldbrandes bereitstand, transportierten zwei Helikopter Wasser nach oben.

Zusammenarbeit funktioniert

Dass es sich bei dem Szenario nur um eine Übung handelte, war zwar spürbar – im Ernstfall wäre es wohl viel hektischer zu und her gegangen. Die Professionalität der Beteiligten war jedoch gerade in der Einsatzzentrale spürbar, wenn etwa Einsatzleiter Christian Abbühl aus Gimmelwald knappe und klare Befehle ins Funkgerät sprach oder Flughelfer Karl Abbühl aus Lauterbrunnen seine Piloten anwies. Die Grossübung mit rund 100 Beteiligten und insgesamt sechs Motorspritzen stand unter kritischer Beobachtung. Nebst dem Feuerwehrinspektor des Amtsbezirks Interlaken-Oberhasli, Hansueli Vögeli, waren weitere hochrangige Experten der Gebäudeversicherung Bern GVB angereist. Besonders zufrieden zeigte sich Einsatzleiter Abbühl nach der Übung über die gelungene Zusammenarbeit der Feuerwehren, der Samariter und dem Heli-Unternehmen. Er glaube, dass es künftig vermehrt zu gemeinsamen Übungen kommen werde, sagte er. «Wir müssen zusehen, dass die Ortsfeuerwehren weiterhin gut funktionieren, daneben aber auch die Zusammenarbeit weiter verstärken», so Abbühl.


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