NATURSCHUTZ: Erika soll sterben. Keine Akzeptanz für den

NATURSCHUTZ: Erika soll sterben. Keine Akzeptanz für den
Erhalt der Heideflächen durch kontrolliertes
Abbrennen

(www.maerkischeallgemeine.de, 17. April 2010)


JÄNICKENDORF – Stefan Klein hatte sich gut vorbereitet. Alle Fragen, die im Bauausschuss zum kontrollierten Abbrennen der Heide gestellt worden waren, beantwortete der Mitarbeiter vom Büro für Ökologie und Naturschutz Halle in der Versammlung am Donnerstag in Jänickendorf. Die hatte Nuthe-Urstromtals Bürgermeisterin Monika Nestler gefordert, um die Bürger zu informieren, die vom Rauchgeruch am meisten betroffen sein werden, wenn es im Winter im Naturschutzgebiet qualmt. In drei Jahren sollen maximal 180 Hektar brennen, damit sich die Heide verjüngen kann und Vögeln als Lebensraum dient.

Ein Prozent der Fläche der beiden 18 000 Hektar großen Naturschutzgebiete soll abgebrannt und als Heidefläche erhalten werden. Feuer bietet sich als eine der preiswertesten Lösungen auf dem munitionsverseuchten Areal an. Vielleicht sind Bund und Land danach motiviert, diese Teile von Kampfmitteln zu beräumen. Professor Johann Georg Goldammer, Chef der Freiburger Feuerökologie im Max-Planck-Institut, redete geduldig, wie das Feuer abgesichert wird, dass Tierverluste im Winter minimal sind und über Vorteile einer abwechslungsreichen Landschaft. Selbst Anwürfe, er verdiene am Fördergeld, nahm er gelassen hin und betonte: „Wir arbeiten ehrenamtlich. Ich bekomme kein Geld dafür.“

Das Publikum erreichte er nicht. Das fühlte sich verschaukelt und wollte mitbestimmen. Die Mehrheit will weder Feuer noch Heide, sondern Wald. „Nur Narren lösen ihre Probleme mit Schwert und Feuer“, zitierte Gernod Bilke T. C. Wallace. Die beiden Forstexperten Bilke und Goldammer lieferten sich Rededuelle, wobei Bilke sein Gegenüber mit Brandstiftung beharkte. „Ich muss einen Rußfilter ins Auto bauen. Sie brennen 50 Hektar ab“, hielt Bilke Goldammer vor.

Das war Öl ins Feuer von Bernd Schmiedel. Der Luckenwalder berichtete über seine Arbeit bei der Energieversorgung. „Wir mussten Trafostationen wegen einiger Käfer versetzen. Das kostete richtig Geld. Die B 101 hätte man schnell bauen können, wenn der Naturschutz nicht behindern würde. Jetzt spielt das Verbrennen von Tieren keine Rolle. Solche Argumente bewegen die Bürger.“

Andere schimpften über die Brände in Sowjetzeiten und den Verkauf der Wälder nach der Wende. Manfred Fechner, Amtsleiter im Kreis, hatte Mühe, immer wieder daran zu erinnern, dass über das kontrollierte Abbrennen informiert werden sollte. Mit den beiden Eigentümern sei alles abgesprochen. Auch die Geldgeber, EU und Naturschutzfonds, hätten das Pilotprojekt geprüft, ehe sie die Fördermittel bewilligt hätten. (Von Gertraud Behrendt)


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